Die Rhätussage

Bestelt durch Adam Saluz von Chur


Vor derGeburt Christi führwar Fünfhundert, Sieben und Achzig Jahr,Zu Rom damals ein König sas, Tarquinus Prifcus genennt was. Zu dieser Zeit aus Frankreich kam Ein grosses Volk sich undernam, Suchten ein Land zu nemmen ein. Mit Gwalt, das Ihr Wohnung sollt seyn. Zogen dahin auf gute Gfar, Bellouefus Ihr Haubtmann war. Der kam mit grosser Ritterschaft. Ins welsche Land mit Heeres Kraft Und streifftend alle hin und wieder Bis sie sich endlich liessen nieder, Mit Gwalt in der Tuscaner Land, Die möchten thun kein Wiederstand. Weil Sie zu schwach gegen ihn warn Da mussten Sie alles lassen farn. Haus, Hof und was sie liegends hetten, Das sie nurs Leben möchten retten. Ein jeder nahm sein Geld und Hab, Was er möcht füren zog mit ab, Die fürnembsten wurden vertrieben Das Land ist den Franzosen bliben Welche mithin gebauet Hand, Die Stadt Tum, Bressa und Mayland Bergon, Vicenz und andere mehr Die Tuscaner mit Ihrem Heer Welche Ihr Land hatten verlohren, Haben ein Haubtmann auserkohrn Welcher Rhaetus genennet ward Der sie bracht in Diese Landsart Wo der berrühmte Rhein entspringt Aus einem Felsen fürher tringt Rauschet dahin mit ganzem Gwalt Bis er zuletzt ins Meere fallt. Da sie sich endlich niederliessen Das ganze Land Rhetiam hiessen. Von Rheto ihrem Hauptmann gschwind, Sie Rhetier genennet sind. Fingend an bauen überal


In wilden Töblen, Berg und Thal, Festinen, Thürn und anders mehr Schöne Schlosser zur Gegenwehr Mit starken Mauern und Pasteyen Vor allem Anlauf zu freyen. Ihnen zur Sicherheit und Schuz Und Ihrem Feind zu einem Truz. Mit starken Mauern und Pasteyen Mit solchen Schlössern allerhand War besetzet das ganze Land. Auf rauhen Felsen hoch gebaut Das einem anzusehen graut Und zu verwundern ist darab Wie man doch da gewohnet hab. Thusis der Fleck den Anfang nam Diesen Namen er überkam von Tuscia Irm Vaterland Sie Ihm den Namen geben hand, Da sind Noch heut in unsern Landen, Etlich der Schlösser noch vorhanden Welche vor etlich hundert Jahren, in grossem Gwalt und Ansehen warn Grafen Freyer und Edelknecht Fürstliche Stammen und Geschlecht